Wolfgang Borchert – "Ich möchte Leuchtturm sein"

Wolfgang Borchert (1921-1947) gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Autoren der Nachkriegsliteratur. Mit seinem bis heute berühmten Werk verlieh er einer ganzen Nachkriegsgeneration eine Stimme. Mit seinen Geschichten wie "An diesem Dienstag", "Das Brot" oder seinem Theaterstück "Draußen vor der Tür" klagte er schonungslos Krieg und Unmenschlichkeit an.

Wir möchten uns mit unserer Lesung der anderen Seite von Borchert widmen: dem romantischen, schwärmenden Autor, der in "Liebe blaue graue Nacht" zwei Jungverliebte auf ihrem Weg durch die Dunkelheit beschreibt. Der seine Heimatstadt Hamburg als Sehnsuchtsort erlebt und ihr in Gedichten und Geschichten ein eigenes Denkmal setzt - und vor allem den humorigen, vergnüglichen Dichter, der – ob in der Geschichte "Ching Ling" eine Fliege ihn narrt oder in der Erzählung "Schischyphusch" das Lispeln zweier Männer fast zur Katastrophe führt – stets minutiös und augenzwinkernd das Allzumenschliche liebevoll vorführt und auf die Spitze treibt.

Und wir widmen uns dem Borchert, der bedingungslos das Leben und die Natur feiert: ob Sonne, Mond und und Sterne, Bäume und Tiere, der Regen, der an die Scheibe klopft, die Blumen auf der Wiese – die kleinen und die großen Dinge. So schrieb sein Verleger über ihn:" Er liebte die Sonne – und er liebte die Nacht. Und in der Nacht die einsam glühenden Laternen am Hafenwasser."

In nur zwei Jahren ist sein Werk entstanden. Bis heute wird es gelesen, aufgeführt, zitiert. Er schrieb ein Manifest gegen den Krieg – er schrieb über seine Liebe zu den Menschen, über seine Hoffnung auf ein glückliches, friedliches Leben: "Auslöffeln, aussaufen, auslecken, auskosten, ausquetschen will ich dieses herrliche heiße sinnlose tolle unverständliche Leben! Das soll ich versäumen? Ich? – Was morgen ist, auch wenn es Sorge ist, ich sage: Ja!"

Es lesen:
Team A:
Anette Brandt-Menzel, Inge-Lore Heine, Peter Andersonn, Jörg Runge
Team B:
Ulla Krug, Friederike Mundt, Ahmed Ahnert, Winnie de Boer

Aufführungen:
Premiere am Samstag, den 2. Oktober um 20 Uhr sowie Fr. den 15. 10. und 5. + 6. 11. und 12. + 13. 11. 2021 jeweils um 20 Uhr